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Mittwoch, 15. April 2020

Frauen in der Bibel - Martha und Maria, zwei Frauen, die verschiedene Berufungen zeigen

Tintoretto: Jesus im Haus von Martha (hinten) und Maria (vorn), 1570 - 75, Alte Pinakothek in München
Quelle: Ökumenisches Heiligenlexikon

Maria und Martha von Bethanien – zwei Schwestern, die auch zwei unterschiedliche Berufungen zeigen können.

Zuvor eine kurze Erklärung: Hier geht es jetzt nicht in erster Linie um Exegese, den Sitz im Leben, die Stellung in der Bibel dieser Perikope.... Es sind meine eigene Gedanken.
Ich möchte auf Lukas  10, 38- 42 eingehen.
Hier mal die Perikope aus der Einheitsübersetzung von 2016:

Als sie weiterzogen, kam er in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf.  Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu.  Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen.   Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.

 Je nach Übersetzung gibt es verschiedene Formulierungen. So habe ich bei einigen gelesen, dass Marta  nicht sagt, ihr würde die ganze Arbeit überlassen, sondern das  Dienen.

Von dem Hören auf Jesus Wort und dem Dienen möchte ich jetzt ausgehen. Beides ist für mich gleichwertig und beides hat für mich seinen Platz.

Maria setzt sich zu Jesus, hört auf sein Wort. – Sie ist für mich Repräsentantin für die kontemplativen Klöster, Marta hingegen für die apostolischen.
Aber es handelt sich nicht nur um Klöster: Auch – wie man so schön sagt – in der Welt gibt es diese Berufungen. Egal, ob jemand zu einem Säkularinstitut gehört, ein privates Versprechen hat oder die Berufung entdeckt, wenn die Kinder aus dem Hause sind:
Beide Berufungen gibt es. Und beide Berufungen brauchen sich gegenseitig, nämlich das Dienen und das Hören auf Gottes Wort.

Klar muss trotzdem sein: Der eine hat mehr die Berufung zum kontemplativen Leben, der andere zum Dienen.
Doch gerade die Kontemplation, das Gebet wird von vielen nicht gerne gesehen. Es gibt (weltlich gesehen) weniger Verständnis für   die Menschen, die Eremiten werden, in ein kontemplatives Kloster gehen, sich in  die Stille zurückziehen, für die die Heilige Messe… wichtig ist. Gibt es nicht oft den Satz: „Jetzt rennt die schon wieder zum Gottesdienst und tut nichts!“ Es ist kein Verständnis da. (Manchmal sogar in Klöstern)
Das Dienen dagegen wird höher geachtet, als soziales Engagement. Dem können selbst  Menschen die nichts mit Kirche zu tun haben wollen, etwas abgewinnen.
Doch reicht das?
Was nutzt alles soziale Engagement, alles Dienen, wenn ich nicht weiß, warum ich es tue? Einfach weil es dazu gehört? Oder wird es getragen aus dem Gebet? Hier schließt sich wieder der Kreis, beides gehört zusammen.

Ebenso: Wenn ich nur bete, aber gar keiner Tätigkeit mehr nachgehe,  bin ich dann noch glaubwürdig? Das Dienen gehört eben dazu
Das Gebet ist es, das trägt. Das Gebet, das Hören auf Gott, die Beziehung zu IHM ist das Fundament allen Tuns. Wer das erkannt hat, handelt daraus.

Dieses Fundament nimmt bei der einen Berufung mehr Platz ein, bei der anderen Berufung gehört es unabdingbar dazu. Und  auch das Gebet kann dienen sein: Vermehrt für andere beten.

Übrigens: Wie wichtig das Hören auf Gott ist, kann man in der  Übersetzung „Neues Leben“ sehen. Da heißt der letzte Vers:
„Im Grunde ist doch nur eines wirklich wichtig. Maria hat erkannt, was das ist - und ich werde es ihr nicht nehmen.“



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