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Ich gebe zu, Paulus gehört zu einer meiner
Lieblingsheiligen. Er hat eine tolle Wandlung durchgemacht.
Nur was seine Stellungnahme
über die Frauen und die Kinder betrifft, scheint er ein ziemlicher Macho gewesen sein. Da gibt es solche Sätze wie: „Ihr
Frauen, ordnet euch euren Männern unter….“ Oder: „Ihr Kinder, gehorcht euren
Eltern…“
Diese Halbsätze sind
wahrscheinlich jedem im Ohr, prägen viele, gerade die ältere Generation. Aber es sind eben Halbsätze, die jedoch
machen Familien heute noch prägen. Ich selbst weiß, dass es einige Freikirchen
gibt, in denen nur diese Sätze gelten. – Nicht alle Freikirchen, aber einzelne
Gruppierungen.
War Paulus wirklich so ein
Macho? Unterdrückte er Frauen und Kinder? Wer sich in der Bibel auskennt, weiß,
dass dem nicht so ist. Meine Vermutung: Paulus hat sehr gut hingesehen und
daher dann die Anweisungen gegeben. Gleichzeitig hielt er sich aber an
bestimmte Regeln seiner Zeit. Sehen wir
uns doch einmal die Briefe an die
Epheser und an die Kolosser an
So steht da eben „ Ihr Frauen,
ordnet euch euren Männern unter wie dem Herr; denn der Mann ist das Haupt der
Frau, wie auch Christus das Haut der Kirche ist.“
Klingt ziemlich hart! Ist das
nun ein Freibrief für die Männer, dass sie alles tun dürfen? So nach dem Motto:
„ Ich arbeite den ganzen Tag hart, du hast zu tun was ich will!“ So ist es
sicherlich nicht gemeint.
Im Kolosserbrief steht dazu:
„Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht aufgebracht gegen sie!“ –
Immerhin, kein Freibrief, ein kleines Aufatmen. Aber noch deutlicher steht es
im Epheserbrief: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche
geliebt und sich für sie hingegeben hat,… Darum sind die Männer verpflichtet,
ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt
sich selbst. Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst, sondern er nährt und
pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche.“
Alle Achtung an Paulus! Da
verlangt er den Männern ganz schön was ab. Von wegen Freibrief! Paulus geht so weit, dass die Männer sich für
ihre Frauen ganz und gar hingeben müssen!
Wer weiterliest könnte
meinen, Paulus lebt heute. Wie ist das mit der Liebe gegenüber dem eignen Leib?
Und leben wir heute nicht in einer Zeit, in der immer mehr und mehr Wert darauf
gelegt wird, dass es auch dem Leib gut geht?
Dann zum Umgang mit den
Kindern.
Sowohl im Epheserbrief, als
auch im Kolosserbrief lesen wir den Halbsatz: „ Ihr Kinder gehorcht euren
Eltern…“
Hier auch die Frage: Dürfen
die Eltern alles? So nach dem Motto: „So lange du bei mir wohnst, hast du zu
tun was ich sage und damit Schluss!“ – Ganz so einfach ist es nicht. Wie oben
schon geschrieben, halte ich Paulus für einen guten Beobachter, ja vielleicht
sogar einen guten Psychologen. Er war
nicht nur gebildet, sondern sah seine Umwelt auch genau an. Ich gehe davon aus,
dass er mitbekam, was aus den Kindern wird, wenn Eltern den Kindern Respekt
entgegenbringen.
Es stimmt, Paulus schreibt,
das die Kinder ihren Eltern gehorchen, sollen, aber gleichzeitig fordert Paulus
im Epheserbrief auf: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn.“ Noch
deutlicher steht es im Kolosserbrief: „Ihr Väter schüchtert eure Kinder nicht
ein, damit sie nicht mutlos werden.“
Man kann die beiden letzten
Sätze verstehen, wie man will, klar ist eben, dass die Eltern nicht alles mit
ihren Kindern machen dürfen. Sowohl ein Lob, als auch ein Tadel können viel
bewirken. Das Lob, dass jemand an seine Talente glaubt, der Tadel kann dazu
führen, dass man nicht an sich selbst glaubt, also auch nichts gut macht.
Noch etwas zum Thema
züchtigen. Jahrelang wurde gesagt, dass eine Ohrfeige nicht schadet, dass ja
schon in der Bibel steht, man solle sein Kind züchtigen usw. Viele Kinder sind
daruch eingeschüchtert worden. Im Epheserbrief steht über die Erziehung der
Kinder: „…erzieht sie in der Zucht und Weisung des Herrn!“ – Das Wort Zucht ist
also tatsächlich zu lesen. Ich habe einmal bei den Synonymen nachgeschlagen,
welche anderen Worte für züchtigen und Zucht genommen werden können.
Züchtigen: Zugegeben, wenn
ich da nachsehe, gibt es so gut wir nur negative Begriffe. Doch einige können
auch genommen werden, ohne dass man gleich an Schläge denkt. So steht dort
unter anderem „maßregeln“, oder „einen Denkzettel geben“. Beides kann etwas
deutlich anderes als schlagen heißen.
Zucht: Es gibt wirklich
bemerkenswerte Synonyme, bei denen es sich lohnt, sich nach diesen zu richten.
So stehen hier zum Beispiel folgende Begriffe:
Anstand, Würde, Ehre,
Legalität und Weltläufigkeit. Mir persönlich hat es das Wort Würde angetan.
Vielleicht ganz zum Schluss:
Der Abschnitt im Epheserbrief beginnt mit den Worten: „Einer ordne sich dem
andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus.“
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